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Sicherheitslücke im Genfer E-Voting-System?

22. November 2018
Am 2. November 2018 berichtete das Schweizer Fernsehen in der Tagesschau und in 10vor10 über eine angebliche Sicherheitslücke im Genfer E-Voting-System, das auch im Kanton St. Gallen und damit in Goldach im Einsatz steht. Dabei recherchierte das Fernsehen unsorgfältig und berücksichtigte Warnungen von zwei Schweizer Hochschulprofessoren nicht, wie nun im Wissenschaftsmagazin "SocietyByte" nachzulesen ist.

Ist es Vertretern des Schweizer Chaos Computer Clubs CCC tatsächlich gelungen, das Genfer E-Voting-System zu knacken? Wäre es folglich möglich, Abstimmungsergebnisse zu manipulieren?

Christian Folini schreibt dazu im Wissenschaftsmagazin "SocietyByte" :

"Volker Birk vom CCC demonstrierte in der Hauptausgabe der Tagesschau vom 2. November einen Angriff unter Laborbedingungen. Der vorgestellte Angriff erlaubt es unter Umständen, ein einzelnes Opfer beim erstmaligen Aufruf des Genfer E-Voting-Systems auf eine präparierte Seite umzuleiten. Das Opfer hat gute Möglichkeiten, diese Umleitung zu verhindern. Der Angriff funktioniert nämlich nicht, wenn das Opfer die URL vollständig abtippt, die URL nach dem Aufruf nochmals überprüft oder das Sicherheitszertifikat kontrolliert, was in der Anleitung ausdrücklich empfohlen wird."

"Es ist nicht auszuschliessen, dass ein einzelnes Opfer auf diesen Angriff hereinfallen würde. Es ist auch denkbar, dass fünf, zehn, fünfzig oder gar hundert StimmbürgerInnen parallel angegriffen würden und sich von einem gefälschten Briefkasten übertölpeln lassen könnten. Aber je grösser die Zahl, desto wahrscheinlicher wird es, dass jemand Verdacht schöpft – zumal es nur bei Opfern funktioniert, die zum ersten Mal online abstimmen. Alle anderen würden den gefälschten Briefkasten aufgrund einer Sicherheitswarnung sofort erkennen."

Zur Berichterstattung von SRF wird ausgeführt:

"Tatsächlich wurden aber die einfach überprüfbaren Behauptungen von Birk nicht kontrolliert, sondern unhinterfragt übernommen und im Wortlaut ausgestrahlt. So etwa die Behauptung, der Kanton Genf habe gar keine Massnahmen zur Abwehr des Angriffes unternommen. Das ist nachweislich falsch. Hätten die Medienschaffenden diese Behauptung selbst zum Beispiel mit Hilfe der bei Sicherheitsforschern beliebten Shodan Datenbank überprüft, wäre ihnen sofort aufgefallen, dass das Genfer E-Voting-System während der Wahlperiode den sogenannten HSTS-Standard unterstützt, der genau diesen gezeigten Angriff erschwert. Und auch die vom Fernsehen auf der Webseite publizierte Stellungnahme der Genfer Staatskanzlei weist darauf hin, dass der Kanton sehr wohl Massnahmen ergriffen hat."

Und weiter:

"In 10vor10 sprach man von einem klaffenden Loch und dass es gelungen sei, das E-Voting-System zu knacken: Die Begriffe “klaffendes Loch”, “knacken” und “manipulieren” in Bezug auf das E-Voting-System des Kantons Genf lassen ein massives Sicherheitsproblem vermuten. Und für die Masse des Fernsehpublikums ist kaum ein anderer Schluss möglich, als dass Resultate von Abstimmungen manipuliert werden könnten. Dies ist aber nicht der Fall. Denn wie oben erläutert, würde das flächendeckende Umleiten den StimmbürgerInnen sehr schnell auffallen."

Den gesamten Artikel aus "Societey Byte" finden Sie hier:

https://www.societybyte.swiss/2018/11/20/die-angebliche-sicherheitsluecke-im-genfer-e-voting-eine-kritik-an-der-tv-berichterstattung/

Fazit:
Das E-Voting-System des Kantons Genf ist nicht gehackt worden. Wer sich an die Anweisungen zur elektronischen Stimmabgabe hält, läuft nicht Gefahr, dass seine Stimme manipuliert werden kann.

 

Symbolbild E-Voting

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