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La Vita Seniorenzentrum: Ursachen und Verantwortlichkeiten für Kostenüberschreitung benannt

2. Oktober 2017
Die KPMG AG hat dem Gemeinderat ihren Bericht über die Baukosten- und Prozessanalyse für das La Vita Seniorenzentrum vorgelegt. Darin werden die Ursachen und Verantwortlichkeiten für die Kostenüberschreitungen beschrieben. Die Baukostenabrechnung liegt hingegen noch nicht vor. Das Bauvorhaben mit dem im Jahr 2012 genehmigten Kredit wurde letztes Jahr vollendet. Die Einweihung fand im November 2016 statt.
Trotz mehrfachen Versprechen hat das beauftragte Architekturbüro die Baukostenabrechnung für den Umbau und die Erweiterung des La Vita Seniorenzentrums noch immer nicht eingereicht. Die Abrechnung war ursprünglich für Ende April 2017 in Aussicht gestellt worden. Am 31. August 2017 lief die letzte, von der Gemeinde per eingeschriebenem Brief angemahnte Frist unbenutzt ab. Das Architekturbüro ist nicht bereit, einen Termin für die Abgabe der Baukostenabrechnung zu nennen. Es macht auch keine detaillierten Prognosen mehr über die voraussichtlichen Kosten.

Im Dezember 2016 informierte der Gemeinderat über die damalige Kostenvorhersage des Architekten. Dieser ging dannzumal von Gesamtkosten in der Höhe von 17,84 Mio. Franken aus, was Mehrkosten von 1,9 Mio. Franken gegenüber dem genehmigten Baukredit von 15,95 Mio. Franken entsprach. Nur drei Monate später musste der Gemeinderat mitteilen, dass die Kosten nochmals deutlich höher liegen werden. Eine konkrete Zahl konnte er allerdings nicht nennen, da der Architekt keine verlässlichen Angaben machen konnte. Der Gemeinderat stellte aber in Aussicht, die Vorgänge rund um das Controlling der Kosten und Abrechnungen vollständig aufzuarbeiten und dafür eine externe Revisionsgesellschaft beizuziehen. Der Auftrag ging in Absprache mit dem Architekturbüro an die KPMG AG, St. Gallen.

Verschiedene Ursachen

Der Bericht der Revisionsgesellschaft liegt nun vor. Diesem sind verschiedene Ursachen für die ungünstige Entwicklung der Kosten zu entnehmen:
  • Der Architekt kommunizierte die Mehrkosten unvollständig.
  • Es fehlt die Transparenz und Nachvollziehbarkeit über die Gesamtheit der Mehrkosten und deren Ursachen.
  • Es fielen über alle BKP-Positionen Mehrkosten an, weil einerseits wohl die Auswirkungen des Bauens unter Betrieb unterschätzt wurden und andererseits die Ausschreibungen des Architekten wahrscheinlich unvollständig waren, was zu Nachträgen und Regiearbeiten führte.
  • Die Baukostenprognosen des Architekten schafften keine Transparenz in Bezug auf die Höhe der Nachträge und Regiearbeiten pro Unternehmer und BKP-Position.
  • Es ist nicht ersichtlich, ob alle bewilligten Nachträge bereits in der Baukostenführung des Architekten erfasst wurden und dieser die Prognose jeweils angepasst hatte.
  • Es ist nicht nachvollziehbar, ob alle Nachträge und Regiearbeiten korrekt genehmigt wurden.
  • Der Architekt hat die Kostenprognose teilweise nicht vollständig und zeitnah erfasst/kalkuliert.
  • Die Auflösung der Baukostenreserven erfolgte zwar auf Empfehlung des Architekten, wurde aber nicht kritisch genug hinterfragt.
  • Die Projektierungskosten und die Finanzierungskosten aufgrund der Überführung des La Vita Seniorenzentrums in ein unselbständiges öffentlich-rechtliches Unternehmen waren im Kostenvoranschlag nicht enthalten.
  • Die Ausgaben für die Ausstattung erfolgte - ohne Kontrolle durch die Bauleitung - direkt durch das La Vita Seniorenzentrum.
  • Die Historie der Baukostenprognose ist nicht vorhanden.
  • Es war nicht geregelt, wer für die Entsorgungskosten aufzukommen hat, weshalb diese vollumfänglich dem Bauherrn anfielen.
  • Die Protokollierung der Baukommissionssitzungen war teilweise zu wenig detailliert, was die Nachvollziehbarkeit erschwert.
  • Die Verantwortlichkeiten, Aufgaben und Kompetenzen wurden in der Projektorganisation nicht vollständig definiert.
  • Die Projektorganisation wurde nicht in einem Organigramm dargestellt.
  • Die Baukommission La Vita hat sich zwar zum Ziel gesetzt, den Kostenvoranschlag einzuhalten, jedoch keine Massnahmen definiert, die das Erreichen dieses Ziels sicherstellen.

Mehrkosten von 1,862 Mio. Franken nicht kommuniziert

Die Gesamtkosten (inkl. der «vergessenen Kosten» und der bewilligten Mehrkosten), die der Architekt gegenüber der Baukommission und dem Gemeinderat kommunizierte, belaufen sich auf 16,716 Mio. Franken, was einer Kostenüberschreitung von Fr. 766'000.00 oder 4,8 % gegenüber dem bewilligten Kostenvoranschlag entsprochen hätte. Darin enthalten sind die unvorhersehbaren und dringlichen Ausgaben für die Küche und die Telefonie im Umfang von total Fr. 255'000.00, die der Gemeinderat ohne Kredit hätte bewilligen dürfen. Die Kompetenzen wären damit problemlos eingehalten gewesen. Die KPMG AG eruierte zum Zeitpunkt ihrer Berichterstattung aber zusätzliche, unbekannte bzw. vom Architekten nicht kommunizierte Mehrkosten in der Höhe von 1,862 Mio. Franken, womit eine Kostenüberschreitung von 2,6 Mio. Franken resultieren würde.

Weiteres Vorgehen

Gestützt auf die Empfehlungen der KPMG AG hat der Gemeinderat vom Architekten unter Fristansetzung zusätzliche Unterlagen eingefordert. Die Frist ist ohne Begründung unbenutzt abgelaufen. Das Architekturbüro hat im Übrigen zum Bericht der KPMG AG bis heute nicht Stellung genommen.
Angesichts der Dimension der Kostenüberschreitung und aufgrund der von der KPMG AG vorgenommen Einschätzung der Verantwortlichkeit des Architekten hat der Gemeinderat beschlossen, sich anwaltlich vertreten zu lassen. Die Öffentlichkeit wird zur gegebenen Zeit wieder informiert.

Bild La Vita

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